Architektur im Ballungsraum – Clichy Batignolles in Paris


Wir haben das lange Wochenende an Christi Himmelfahrt dieses Jahr genutzt, um Architektur im Ballungsraum besser kennenzulernen. Ziel dafür war Paris, die Metropole an der Seine. Neben vielen Museumsbesuchen und Streifzügen durch die Stadt war der Höhepunkt eine Führung durch die Architektin Catherine Haas Adler von GA-Paris (Guiding Architects – www.ga-paris.fr) im neu entstehenden Stadtviertel Clichy Batignolles – ein neuer Öko-Distrikt mit null Kohlenstoffemission. Unsere Tour startete im „Maison du Projet“, einem Informationsraum zu dem Projekt, in welchem uns Frau Haas Adler anhand eines Modells den Ansatz und die Idee zu dem Projekt erläuterte.

Die Fakten sind beeindruckend. Auf einem ca. 54 Hektar großen, ehemaligen Bahnhofsareal, entsteht ein neuer Stadtteil mit allen städtischen Elementen wie Büros, privaten Wohnungen, Sozialwohnungen und Mischformen. Ferner gibt ein eigenes Kulturzentrum, Einkaufsläden, Schulen, Freizeitangebote und Seniorenresidenzen. Herzstück ist der neue, zentral gelegene Park Martin Luther King, mit einer Fläche von ca. 10 Ha, welcher die Anwohner zum Flanieren, Ausruhen oder Spielen einlädt.

Es war das Ziel, ein möglichst umweltfreundliches und nachhaltiges Projekt zu realisieren. Der durchschnittliche Wärmeverbrauch pro qm und Jahr liegt bei 50 kWh (im Vergleich, der Durchschnittsverbrauch in deutsche Städten liegt bei 120 – 150 kWh pro qm und Jahr). Die Gebäude werden zentral über geothermische Energie beheizt, was zu 85 % den Heizbedarf aus erneuerbaren Ressourcen deckt. Damit sind die Gebäude mit dem deutschen Passivhausstandard vergleichbar. Das Oberflächenwasser wird gesammelt und wiederverwendet, der Müll wir zentral gesammelt und direkt im Quartier zum Teil weiterverarbeitet. Dachflächen werden entweder zur Stromerzeugung über Solarzellen oder als Grünflächen genutzt.

Die Bürgermeisterin von Paris hat als Ziel formuliert, dass mehr als 20 % des Wohnungsbestandes in Paris Sozialwohnungen bzw. sozial geförderte Wohnungen sein sollen. In Clichy Batignolles wurde diese Zielmarke mit 50 % weit überschritten. Man darf dies allerdings nicht mit dem deutschen Verständnis einer Sozialwohnung vergleichen. Im neuen Viertel wird z.B. die Wohnung auch für eine Familie mit 3 Kindern und einem Jahreseinkommen von bis zu 83.675 € gefördert. Die Förderung ist dabei nach Einkommen gestaffelt und steigt für niedrigere Einkommen an.

Daneben besticht das neue Stadtviertel durch die Kreativität der Planer und die architektonische Vielfalt. Dies, in Kombination mit der ökologischen Nachhaltigkeit, macht das Viertel bereits heute zu einem begehrten Wohn- und Arbeitsviertel. Wir waren beeindruckt von der Innovationskraft und städtebaulichen Vision, welche von so einem Projekt ausgeht und würden uns solche Projekte auch mehr für Deutschland wünschen.

Weitere Information zu dem Projekt sind im Internet unter www.clichy-batignolles.fr/english zu finden. Wir danken Frau Catherine Haas Adler für die kurzweilige und sehr informative Führung durch Clichy Batignolles.

(Text und Bilder: W. Merkl)